An diesem Zeitungsartikel, erschienen am 8.1.2024 in der Neuen Westfälischen, durfte ich mitwirken. Vielen Dank an Frau Carolin Nieder-Entgelmeier für das Interview und den gelungenen Artikel.
Streit belastet Beziehungen in allen Lebensbereichen, doch viele Auseinandersetzungen lassen sich vermeiden oder zumindest so steuern, dass sie nicht eskalieren. Karin Dippel weiß, wie das geht.
Text von Carolin Nieder-Entgelmeier (Zeitungsseite hier)
Enger.
Konflikte sind Teil des Lebens. In der Familie, im Berufsleben und im Alltag kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen, die mal mehr und mal weniger heftig ausfallen. Das gilt auch für Konfliktberaterin Karin Dippel aus Enger im Kreis Herford, die sich trotz ihres Berufs immer mal wieder streitet. Doch sie weiß, wie es sich
vermeiden lässt, dass Konflikte entstehen oder zumindest nicht eskalieren. Im Gespräch mit dieser Zeitung verrät Dippel fünf Dinge, auf die sie für ein harmonisches Miteinander verzichtet.
1. Kommunikation vernachlässigen und unflexibel sein
„Der regelmäßige Austausch zwischen Menschen in einer offenen und klaren Kommunikation ist wichtig, damit aus
kleinen Missverständnissen keine großen Konflikte werden“, erklärt Dippel. Jeder
Mensch hat laut Dippel eine Blackbox bei sich, gefüllt mit Gefühlen, Erfahrungen, Erinnerungen, Verletzungen und Fähigkeiten, die das Gegenüber gar nicht oder nur teilweise
kennt. „Aus diesem Grund kommt es dazu, dass wir so oft das Gefühl haben, aneinander vorbeizureden“, sagt Dippel. Deshalb sei es wichtig, in der Kommunikation flexibel zu sein, indem man sich auf neue Ideen einlasse und eigene Perspektiven überdenke. „Offenheit für
Veränderungen fördert nicht nur ein konfliktfreies Umfeld, sondern ebnet auch den Weg
für Gespräche und ein wohlwollendes Miteinander.“
2. Übermäßig kritisieren und unnachgiebig sein
„Diese Fehler machen wir als Menschen in der Kommunikation am häufigsten“, erklärt Dippel. Doch ständiges Gemecker und Sturheit bringen niemanden weiter, egal in welchem Umfeld. „Wichtig sind Empathie und Kompromissbereitschaft, weil man sich damit selbst zurücknimmt, in sein Gegenüber hineinversetzt und besser zuhören kann.“ Nach Angaben der Konfliktberaterin bildet sich jeder Mensch von seinem Gegenüber ein Urteil. „Das ist wichtig
zur Orientierung, doch das oft direkt angeschlossene Be- und Verurteilen muss nicht sein, wenn wir darauf verzichten, unsere eigenen Maßstäbe auf andere zu übertragen.“ Das verbessere die Kommunikation und vermeide Konflikte.
3. Emotionen und Bedürfnisse ignorieren
„Gefühle spielen in jedem Konflikt die größte Rolle, egal, ob ich mich mit meinem Mann, meinem Nachbarn oder meinem Chef streite, deshalb bringt Ignorieren nichts“, sagt Dippel. Stattdessen rät sie dazu, die Emotionen aller zu verstehen und anzuerkennen. „Es kommt immer dann zu Konflikten, wenn Gefühle verletzt werden. Offene Gespräche darüber bilden deshalb die Basis für gemeinsame Lösungen.“ Wichtig ist laut Dippel zudem, dass Bedürfnisse nicht ignoriert werden. „Wenn wir die Bedürfnisse der anderen aus den Augen verlieren, wird
es schnell zäh. Ein offenes Ohr und Gespräche über Erwartungen helfen, die zwischenmenschliche Harmonie zu bewahren.“ Dabei dürfe man seine eigenen Bedürfnisse jedoch ebenfalls nicht ignorieren.
4. Eskalierende Sprache nutzen und Schuld zuweisen
„In hitzigen Diskussionen zählt der Ton, da Aggressionen die Lage verschärfen“, warnt Dippel.
Stattdessen rät sie zu einer ruhigen und respektvollen Sprache. „Das ist sehr schwer umzusetzen, wenn man verletzt ist, aber Voraussetzung für eine konstruktive Lösung des
Konfliktes.“ Diese Ruhe müsse jedoch von Innen kommen. „Aufgesetzte Ruhe wirkt herablassend und kann den Konflikt anheizen.“ Wichtig sei zudem, sich nicht auf die Schuldfrage zu konzentrieren, sondern auf Lösungen.
5. Eigene Fehler leugnen und auf Selbstreflexion verzichten
„Niemand ist frei von Fehlern und der offene Umgang mit ihnen schafft Vertrauen“, sagt Dippel. Es sei verlockend eigene Fehler zu verbergen, versperre jedoch den Weg aus dem
Konflikt. „Mit einer Entschuldigung, wenn sie denn angebracht ist, lassen sich Konflikte
deutlich einfacher lösen.“ Hilfreich ist dabei nach Angaben der Konfliktberaterin auch Selbstreflexion. „Kurz innehalten und überlegen, wie wir auf andere wirken bringt wirklich etwas. Wer offen für Veränderung ist, lebt entspannter. Und das wirkt sich wiederum auf
die Umwelt aus.“